Craniosacrale Therapie

Was ist Craniosacrale Therapie?

Craniosacrale Therapie, craniosacrale Osteopathie, craniosacrale Biodynamik – Was ist was und warum gibt es so viele unterschiedliche Bezeichnungen? – eine Begriffsklärung

Von den sprachlichen Wurzeln her bedeutet „craniosacral“ nicht mehr als die Zusammenschreibung der beiden Begriffe Cranium („Schädel“) und Sacrum („Kreuzbein“). Der Bereich zwischen dem knöchernen Schädel und dem Kreuzbein am unteren Ende der Wirbelsäule ist das Ausbreitungsgebiet des zentralen Nervensystems, das bekanntlich aus Gehirn und Rückenmark besteht. Der Osteopath William G. Sutherland, der als Gründungsvater der craniosacralen Arbeit angesehen werden kann, hat diesen Begriff als erster verwendet. Er benutzte ihn, um auf die tiefgreifende Verbindung zwischen dem Schädel und dem Kreuzbein über die Dura mater, die harte Hirn- und Rückenmarkshaut aufmerksam zu machen. Die craniosacralen Erkenntnisse von Sutherland fanden Eingang in die Osteopathie und werden seit einigen Jahrzehnten neben der Wirbelsäulen- und Gelenksarbeit und der Arbeit mit den viszeralen Organen als dritte Säule der Osteopathie betrachtet.

Für Sutherland war die craniale und craniosacrale Arbeit integraler Bestandteil der Osteopathie. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begann der Osteopath John E. Upledger die craniosacrale Behandlung als eine eigenständige Therapieform zu skizzieren. Er unterrichtete als erster die craniosacrale Therapie unabhängig von traditionellen osteopathischen Ausbildungen und gründete das Upleger Institut, das sich der Verbreitung der craniosacralen Methode widmete. Seit dieser Zeit begann sich die craniosacrale Arbeit als eigenständige Therapieform zu entwickeln. Ohne Upledger würde es diese Methode in ihren heutigen Formen nicht geben. Sind Methoden jedoch einmal auf der Welt entstehen eigene Entwicklungsdynamiken. Upledger hat eine Behandlungsmethode entwickelt, die auf der Abfolge von sanften Manipulationen basiert und dabei einen starken Fokus auf der Behandlung der Knochen und der Dura mater, der harten Hirn- und Rückenmarkshaut. In den letzten 20 Jahren hat ein anderer Ansatz stark an Popularität gewonnen, die sogenannte craniosacrale Biodynamik. Die Ansätze dieser Methode finden sich im Spätwerk von William G. Sutherland und in den Schriften von Rollin Becker. Während Upledger ganz allgemein vom craniosacralen Rhythmus sprach, der eine Frequenz von 8 bis 15 pro Minute haben hat die craniosacrale Biodynamik erforscht, dass es mehrere verschiedene craniosacrale Rhythmen gibt, die verschiedenen Bewusstseinszuständen zuzuordnen sind. Die craniosacrale Biodynamik hat den Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und dem Begleiten von Flüssigkeitsbewegungen. Wollte man den Unterschied zwischen traditioneller craniosacraler Arbeit und dem biodynamischen Ansatz auf die Ebene von Schlagwörtern bringen, könnte man sagen: „Kontakt statt Manipulation“. Die wichtigsten Lehrer und Erforscher dieses Ansatzes sind James Jealous, Franklyn Sills und Michael Shea.

„Craniosacrale Therapie“ kann man also als Überbegriff für die craniosacrale Arbeit sehen. „Upledger-CranioSacrale-Therapie“, „Craniosacrale Körpertherapie“, „Craniosacral Healing“, „Craniosacral Flow“ u.a. sind Begriffe, die von einzelnen Ausbildern oder Schulen mit unterschiedlicher Ausrichtung benutzt werden.

„Craniosacrale Biodynamik“ bezieht sich explizit auf eine Form der Arbeit, die primär mit den Flüssigkeiten arbeitet und auf einen tiefen Kontakt mit dem Klienten ausgerichtet ist.

„Craniosacrale Osteopathie“ wiederum wird in zwei verschiedenen Kontexten verwendet. Zum einen bezeichnet sie den craniosacralen Teil der osteopathischen Arbeit, zum anderen wird sie von craniosacralen Behandlern verwendet, die damit den gemeinsamen Ursprung mit der Osteopathie betonen und gleichzeitig wird dadurch ausgesagt, dass sich der Fokus der Behandlung nicht nur auf das craniosacrale System und das Nervensystem bezieht sondern einer ganzheitlichen Behandlungsmethode entspricht.