Der Begriff des „fluid body“ stammt von dem amerikanischen Osteopathen James Jealous und steht für die Vorstellung eines mit der Empfängnis entstandenen ungeformten Körpers. Die Vorstellung von Körpern jenseits des Physischen gibt es viele: Energiekörper, Kausalkörper, Mentalkörper, Emotionalkörper, ätherischer Körper, Astralkörper, Schmerzkörper.
Was ist das Neue an diesem Begriff des “fluid body”?
Jealous beschreibt in einem seiner Vorträge den „fluid body“ als ein von ihm entwickeltes Konzept, das er durch die parallele Lektüre der Schriften von William Sutherland, dem Urvater der craniosacralen Therapie und des Embryologen Erich Blechschmidt gewonnen hat. In diesem „fluid body“ Modell kombiniert er zwei Vorstellungmodelle: die Vorstellung Sutherlands, dass es eine (unsichtbare) intelligente „Flüssigkeit“ in der physischen Flüssigkeit des Liquor cerebrospinale gibt und die Vorstellung von Blechschmidt, dass die befruchtete menschliche Eizelle eine verkörperte Ganzheit darstellt. Diese formlose Ganzheit wird von gestaltbildenden, in der Flüssigkeit enthaltenen Kräften geformt.Der „fluid body“ ist unser ursprünglicher formloser Körper und der physische Körper ist die Manifestation seiner Intelligenz. Der „fluid body“ existiert vor und jenseits des physischen Körpers, ist größer als dieser, bildet eine Art ungeformten Kokon, der 20 bis 30 cm über die Grenzen der Haut hinausreicht.
Dieses Modell des „fluid body“ hat meine und die Arbeit vieler meiner Kollegen entscheidend geprägt. Für mich stellt sich nicht die Frage, ob dieser „fluid body“ existiert sondern ob er die therapeutischen Möglichkeiten der craniosacralen Arbeit erweitert. Und das tut er für mich seit vielen Jahren.
Der Rhythmus des “fluid body”
Ich erinnere mich an den Anfang meiner Ausbildung, das war im Oktober 1990, also vor ungefähr 30 Jahren. Dort wurde uns vermittelt, dass es einen craniosacralen Rhythmus gibt, der eine Frequenz von 8 bis 12 Zyklen pro Minute aufweise. Das wurde damals weder von mir noch von den anderen Teilnehmern hinterfragt. Wir waren alle so fasziniert von dieser Methode, dass wir einfach alles geglaubt haben, was uns erzählt wurde. Und diesen Rhythmus gibt es, das ist keine Frage, und dass ich oft auch langsamere Rhythmen wahrgenommen habe, darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Erst als ich vor ungefähr 20 Jahren das Konzept des „fluid body“ kennenlernte wurde mir meine langjährige Ignoranz bewusst. Dieser längere Rhythmus, mit dem ich schon von Anfang an in Kontakt war, bekam nun plötzlich einen konzeptuellen Bezug: er war der Ausdruck dieser unsichtbaren Ganzheit des „fluid body“. Im Grunde kann man sagen, dass aus dem „fluid body“ heraus der physische Körper sich entwickelt. Und die rhythmische Frequenz mit der diese ursprüngliche Ebene der Ganzheit sich zum Ausdruck bringt ist deutlich langsamer, nämlich nur 2 bis 3 Zyklen pro Minute.
“Fluid body” und “fluidaler Körper”
Da ich nicht nur mit dem „fluid body“ arbeite sondern dieses Konzept auch elementarer Bestandteil meiner Ausbildung geworden ist, habe ich lange nach einer adäquaten Übersetzung gesucht. Vom „Flüssigkeitskörper“ zu sprechen führt irgendwie in eine falsche Richtung. Der „ätherische Körper“ der Anthroposophie hat viele Ähnlichkeiten mit dem „fluid body“, aber er repräsentiert wiederum den Bezug zur lebendigen Flüssigkeit des Körpers zu wenig. Am passendsten erscheint mir der Begriff „fluidaler Körper“. „Fluidal“ ist definiert als „fließende Stukturen aufweisend“ und das inkludiert die flüssige Ebene unseres körperlichen Seins und weist gleichzeitig darüber hinaus.
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